Hydrauliköle - Typen und Unterschiede
Ein Hydrauliköl ist ein Fluid, das zur Übertragung von Energie (Volumenstrom oder Druck) in Hydrauliksystemen benötigt wird. Das Hydrauliköl soll die Hydraulik schmieren, kühlen, vor Korrosion, Verschleiß und Ablagerungen schützen. Es darf nicht schäumen und soll alterungsstabil sein. Zusätzlich muss eine Dichtungsverträglichkeit gewährleistet sein und ggf. muss das Produkt mit den enthaltenen Additiven feinstfiltrierbar sein.
Um den vielen Anforderungen an ein Hydrauliköl gerecht zu werden, gibt es verschiedene Typen von Ölen, deren Unterschiede wir in diesem Newsletter erklären wollen. Dabei beschränken wir uns auf die hydrostatischen Öle (Hydrauliköle) und lassen die hydrokinetischen Anwendungen (zu denen Automatikgetriebeöle kurz ATF-Öle gehören) unbehandelt.
Zu den Hydraulikölen in den hydrostatischen Anwendungen gehören die Hydrauliköle auf Mineralölbasis, schwer entflammbare Hydrauliköle und umweltfreundliche Hydraulikflüssigkeiten.
Die Öle werden gemäß DIN in unterschiedliche Qualitäten eingeteilt. Zusätzlich unterscheidet man noch in zink- und aschefreie (ZAF) Öle sowie zinkhaltige Öle. Der Haupteinsatzbereich von zink- und aschefreien Hydraulikölen liegt in der Industrie (u.a. in Hydrauliken in Metallbearbeitungsmaschinen). Zinkfreie Produkte können jedoch nicht überall eingesetzt, hier kann es u.a. zu Unverträglichkeiten mit Dichtungsmaterialien und anderen Werkstoffen kommen. Zusätzlich können beide Produktarten nicht in jedem Verhältnis miteinander gemischt werden. Wir empfehlen hier eine sortenreine Anwendung.
Mineralölbasische Hydrauliköle
Kennzeichnung gem. DIN 51524 | Beschreibung | AVIATICON Produkt |
HLP | Korrosions-, Alterungs- und Verschleißschutz | AVIATICON HY-Reihe AVIATICON HY-ZAF-Reihe |
HLPD | Wie HLP zus. detergierende/dispergierende Eigenschaften | AVIATICON HLP-D-Reihe AVIATICON HLP-D-ZAF-Reihe |
HVLP | Wie HLP zus. besseres Temperaturverhalten | AVIATICON HV-Reihe AVIATICON HV-ZAF-Reihe |
HVLPD | Wie HVLP zus. detergierende/dispergierende Eigenschaften | AVIATIOCN HVLPD-Reihe AVIATICON HVLPD-ZAF-Reihe |
Dabei haben die einzelnen Buchstaben jeweils eine Bedeutung:
H | Hydraulic Fluid |
L | Korrosionsschutz und/oder Alterungsbeständigkeit |
P | Extreme Pressure (Hochdruck additiviert) |
V | Hoher Viskositäts-Index |
D | detergierende / dispergierende Additive |
Detergierend: reinigend (um Anhaftungen an z.B. Kolben zu verhindern)
Dispergierend: Teilchen in Schwebe haltend (z.B. Ruß o. Späne durch Abrieb)
Je nach Einsatzzweck werden demnach unterschiedlich additivierte Hydrauliköle benötigt. So ist bei einem Einsatz in temperaturintensiven Anwendungen (bspw. der Einsatz eines Öles bei tiefen Temperaturen) der Einsatz eines Öles empfehlenswert, welches ein besseres Temperatur-Viskositätsverhalten hat (HVLP u. HVLPD Qualitäten).
Schwer entflammbare Hydrauliköle
Im Bereich der schwer entflammbaren Hydrauliköle gibt es ebenfalls Einteilungen nach DIN:
Kennzeichnung gem. DIN EN ISO 12922 | Beschreibung | AVIATICON Produkt |
HFA | Öl in Wasser Emulsion (Wassergehalt >80%) | |
HFB | Wasser in Öl Emulsion (Wassergehalt >40%) | |
HFC | Wasser/Glykole (Wassergehalt >35%) | AVIATICON HY-HFC |
HFD | wasserfreie synthetische Flüssigkeiten | auf Anfrage erhältlich |
Umweltfreundliche Hydrauliköle
Die umweltfreundlichen Hydrauliköle teilt man wie folgt ein:
Kennzeichnung gem. ISO 15380 / ISO 6743-4 | Beschreibung | AVIATICON Produkt |
HETG | Tryglyceride (pflanzliche Öle) mit geringer Alterungsbeständigkeit und Temperaturbelastbarkeit | AVIATICON HY-BD-Reihe |
HEES | synthetische Ester, relativ unempfindlich gegenüber höheren Temperaturen | AVIATICON HY-HE-Reihe und AVIATICON HY-HF 46 |
HEPG | Polyglykole | |
HEPR | synthetischer Kohlenwassersstoff (PAO) | AVIATICON HE-PR 46 |
Bei den umweltfreundlichen Hydraulikölen steht das HE grundsätzlich für „umweltfreundlich“, die folgenden Buchstaben für die Grundölart (TG=Tryglyceride, ES= Ester, PG= Polyglykol, PR=Polyalphaolefin).
Die umweltfreundlichen Hydrauliköle sind nicht grundsätzlich biologisch abbaubar gem. geltenden Vorschriften, was unter anderem mit deren Additivierung zu tun hat. Alle gemeinsam haben jedoch die Eigenschaft, einem Umweltaspekt zu entsprechen. Dieser kann sowohl die Herstellung auf Basis nachwachsender Rohstoffe, eine nachhaltige Verwendung in Bezug auf verlängerte Wechselintervalle bis hin zur tatsächlichen biologischen Abbaubarkeit nach OECD-Test sein.
Selbstverständlich sind die angegebenen Öle in verschiedenen Viskositäten verfügbar.
Wechsel zwischen Ölen und Ölvermischungen
Auch ist zu beachten, dass man die unterschiedlichen Öle nicht einfach gegeneinander tauschen, bzw. miteinander mischen kann. Das liegt zum einen an der Verträglichkeit der Grundöle und zum anderen an der Verträglichkeit der verwendeten Additive. Ein auf Glykol basiertes Produkt ist unter Umständen also nicht einmal mit einem anderen glykolbasierenden Produkt mischbar, während man bei der Vermischung von Estern mit Mineralöl u.U. nur die Umweltfreundlichkeit verliert sowie erhebliche Leistungseinbußen hinnehmen muss. Auch kann aufgrund von Materialverträglichkeiten nicht einfach von einem mineralölbasischen Hydrauliköl auf ein z.B. umweltverträgliches Hydrauliköl umgestellt werden.
Bei solchen Umstellungen sollte der Aggregathersteller oder zumindest der Öllieferant befragt werden, um Schäden durch die Verwendung eines falschen Öles zu vermeiden und ggf. eine Ölumstellung richtig zu vollziehen.